Kreativtechniken
Zusätzlich zu den Fallbeispielen können Sie Kreativtechniken anwenden, um relevante Use Cases zu identifizieren. Im Unterschied zu den vorangehenden Schritten kann bzw. sollte dieser Schritt nicht von einer Einzelperson am Computerarbeitsplatz ausgeführt werden, sondern mit weiteren Personen im jeweils angemessenen Kontext. Es ist zu empfehlen, dass auch diese anderen Personen zuvor die vorangehenden Schritte ausführen, um ein Verständnis für den Blockchain-Sektor zu entwickeln und möglicherweise bereits bei dieser Vorbereitung eigene Ideen zu entwickeln. Der für diesen dritten Schritt nötige Kontextwechsel ist als essentieller Teil des kreativen Prozesses anzusehen, denn bereits der Wechsel und der Austausch mit weiteren Personen kann unabhängig von der gewählten Technik zum Erfolg führen. Wir empfehlen an dieser Stelle die folgenden Techniken:
- Lego Serious Play
- Design Thinking
- Business Model Canvas
Lego Serious Play basiert auf den Lego-Bausteinen, die als Kinderspielzeug große Verbreitung finden. Lego Serious Play wird seit den späten 90er-Jahren dazu verwendet, komplexe Sachverhalte optisch und hap-tisch verständlich darzustellen, Prototypen zu schaffen und neue Lösungen zu finden. Die Assoziation mit Spielzeug ist insofern gewünscht, als dass sie Teilnehmende aus etablierten Denkweisen löst und dazu anregt, kreativ an Situationen heranzugehen.
Die Methode verwendet tatsächlich Lego-Bausteine. Verschiedene Teilnehmer bauen unter Anleitung eines Moderators unabhängig voneinander Modelle von Problemen oder Lösungen. Die Teilnehmer präsentieren ihre jeweiligen Lego-Modelle und zugrundeliegenden Gedanken und diskutieren diese. Gemeinsam schaffen die Teilnehmer so ein neues Verständnis für eine Situation oder eine Lösung für ein Problem.
Von anderen Kreativtechniken unterscheidet sich Lego Serious Play durch den vermeintlich spielerischen Rahmen und die starke haptische Komponente in Form der Bausteine. Computersysteme oder Schreibmaterialien werden nicht benötigt, denn die haptische Komponente steht im Mittelpunkt.
Design Thinking ist eine Denk- und Arbeitsmethode für die Lösung komplexer Probleme. Beim Design Thinking soll ein interdisziplinäres Team in einer kreativen Atmosphäre mithilfe des Prozesses eine neuartige Lösung finden. Dabei wird ein fünfstufiger Prozess mit den Phasen Emphatize, Define, Ideate, Prototype und Test verwendet. In der Emphatize-Phase sollen die Teilnehmenden die Situation der Nutzenden nachempfinden und ein Gespür für das zu lösende Problem entwickeln. In der folgenden Phase werden die Bedürfnisse und Probleme der Nutzer sowie die insgesamt gewonnenen Erkenntnisse definiert. Beim anschließenden Ideate werden dann Ideen gesammelt und explizit bisherige Annahmen über die Situation in Frage gestellt. Die Prototype-Phase dient der Umsetzung von Lösungen, die in der letzten Phase getestet werden.
Das Design Thinking betont allerdings, dass diese fünf Phasen nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge ausgeführt werden müssen oder direkt zu einem Ergebnis führen. Es wird vielmehr davon ausgegangen, dass beispielsweise im Rahmen der Ideate-Phase neue Erkenntnisse über die Situation oder das Problem gewonnen werden, die eine Wiederholung der entsprechenden Phase erfordern. Im Rahmen eines iterativen Prozesses soll dann eine Lösung entwickelt werden. Zu beachten ist außerdem, dass Design Thinking auf eine Lösung für ein Problem abzielt, während für Sie zunächst nur ein Anwendungsfall bzw. ein Problem identifiziert werden muss. Die Auseinandersetzung mit der Lösung erfolgt bei der Blockchain dann möglicherweise bereits mit Partnern oder anderen externen Parteien. Design Thinking ist dann als übergreifender Prozess zu verstehen, der ein Blockchain-Projekt insgesamt begleitet.
Business Model Canvas ist eine Technik aus dem Bereich des Managements. Es stellt die verschiedenen Aspekte eines Geschäftsmodells dar. Dafür wird eine Seite in die entsprechenden Felder aufgeteilt, die sich auf vier Gruppen verteilen. Die erste Gruppe, Infrastruktur, beinhaltet die entscheidenden Aktivitäten, Ressourcen, und Partnern, die das Unternehmen benötigt, um das Geschäftsmodell umzusetzen. Es erzeugt damit einen Mehrwert, der als zweite Gruppe im Zentrum des Business Model Canvas steht. Der Kunde als Empfänger dieses Mehrwerts macht die dritte Gruppe aus. Hier werden Vertriebskanäle, Kundenbeziehungen und Marktsegmente dargestellt. Verbunden werden diese Elemente von der letzten Gruppe, die die Finanzen beschreibt. Entscheidend sind hier die Kostenstruktur und die Umsätze. Dadurch ergibt sich ein Gesamtbild der Marktsituation eines Unternehmens, bezogen auf ein Geschäftsmodell.
Der Business Model Canvas ist in sich ein deskriptives Werkzeug; durch die Darstellung vieler verschiedener Komponenten ermöglicht er allerdings die Diskussion über ihre Zusammenhänge und mögliche neue Verbindungen oder gänzlich neue Elemente. Häufig wird der Business Model Canvas auch eingesetzt, um die zukünftige Struktur eines Geschäftsmodells aufzuzeigen, die nicht oder noch nicht real existiert. Dabei bleibt der Business Model Canvas auf einer relativ abstrakten, betriebswirtschaftlichen Ebene, ohne konkrete technische Probleme zu beleuchten.
Sie können sich in der Anwendung dieser Techniken von Experten unterstützen lassen, um eine korrekte Durchführung zu gewährleisten. Dafür können Sie sich beispielsweise an das Kompetenzzentrum für Mittelstand 4.0 der TU Hamburg wenden: https://www.tuhh.de/logu/forschung/projekte/logistik-und-supply-chain-management/m40hh.html